(Auszug aus dem Saaltext von Samuel Dangel)
In der Ausstellung „GANG 3“ im Kunsthaus L6 ist der Baumarkt ein ständiges Hintergrundgeräusch, das in einzelnen Arbeiten immer wieder aufblitzt, ohne sich dabei jedoch auf den Baumarkt zu fokussieren. Die Faszination der Drei für den Bau- und Fachmarkt sowie dessen Überangebot an Do-It-Yourself-Produkten scheint dabei eine gute Portion Selbstironie zu beinhalten. Immer wieder gab es während des Aufbaus Gespräche über die Qualität und Funktion verschiedener Maschinen, so dass man annehmen kann, dass es unter vielen Künstlern einen gewissen Fetisch im Bereich Werkzeug gibt. Andererseits ist der Baumarkt auch d e r Ort, an dem viele Kunstschaffenden das Material fnden, um ihre Objekte und Installationen zu realisieren. Im Baumarkt treffen damit Künstler gleichberechtigt mit Heimwerkern zusammen, um selbst etwas zu bauen, zu gestalten oder zu entwickeln.
Die modifzierte mobile Ausstellungswand direkt beim Eingang ist eine Referenz zu diesem Bezug: Die Warenwelt der Produktion, jedoch nicht das fertige Produkt, sondern ein Möglichkeitsraum für die Fertigung von Produkten.
Evgenij Gottfried zeigt im L6 nur Arbeiten, in denen er Maschinen verwendet. Sie haben jedoch eine gemeinsame Basis mit seinen Malereien und Klebeband-Installationen. Als ausgebildeter Automatisierungstechniker hat er gelernt, Maschinen zu entwickeln und zu programmieren. Immer unter dem Diktat des Fehlerfreien, der reibungslos zu verlaufenden Produktion arbeitend, schimmerten ihm Fehler entgegen und entfachten sein Interesse für eine kalkulierte Zweckentfremdung von Maschinen. Während beispielsweise seine Klebeband-Installationen einen möglichst einfachen Algorithmus in den Raum mäandern lassen und dadurch minimalistische Klarheit bekommen, sind seine Maschinen-Choreografen belebt vom präzisen Zufall. So lässt er mit dem „Akkuhammer“ im L6 ein absurdes Geschöpf in einem Gehege umher wandeln, klopfend und zum Verwechseln ähnlich mit probenden Schlagzeugern im Keller des L6.
Seine Installation mit Ventilatoren erweckt ebenfalls Maschinen zum Leben. Von der Decke hängend mittels Kabel zu einem organischen Ganzen verwachsen, bilden sich verschiedene Charakterzüge der einzelnen Ventilatoren aus. Sofort ist man geneigt, jedem Ventilator eigene Eigenschaften zuzuschreiben, die ein Machtgefüge innerhalb einer Gruppe darstellen: Wenige breiten sich aus, verdrängen andere, einige stehen im Abseits, ausgeschlossen – und dennoch ist jeder einzelne über die Bewegungsmelder fremdgesteuert durch die jeweils Anderen.